Resas Ramblings

An-, Drauf- und Einsichten meinerseits

17. Mai 2018
von theri
2 Kommentare

Bi/Pan-Feindlichkeit und Misogynie

[Inhaltswarnung: Thematisierung von sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt, wörtliche Zitate bi/panfeindlicher Äußerungen]

Der 17. Mai ist, wie jedes Jahr, der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, und Transfeindlichkeit1 (IDAHOBIT) . Diskriminierung hat viele Formen – in diesem Artikel geht es speziell um Feindlichkeit gegen Bi/Pan Menschen, die zusätzlich von Misogynie betroffen sind.

Bi/Pan ist in diesem Zusammenhang ein Oberbegriff für Identitäten wie Bisexuell, Pansexuell, Biromantisch, Panromantisch, Queer (wenn auf sexuelle Orientierung bezogen), und weiterer. Welche Bezeichnung eine Person für sich wählt und was genau sie heißt, darf jede Person für sich selbst entscheiden. Alle diese Identitäten haben jedoch gemeinsam, dass es darum geht, sich zu Menschen mehr als eines Geschlechts hingezogen zu fühlen. Dies widerspricht einer gesellschaftlichen Norm, der Monosexualität – monosexuell heißt, dass sich die sexuelle Orientierung auf Menschen genau eines Geschlechts bezieht. Da Bi/Pan-Identitäten darüber hinaus gehen und sich auf mehr als ein Geschlecht beziehen, werden diese auch als nicht-monosexuell bezeichnet. Da Monosexualität die Norm ist, sind davon abweichende Menschen von Diskriminierung betroffen: Monosexismus2.

Misogynie heißt wörtlich „Frauenfeindlichkeit“ und bezeichnet gesellschaftliche Diskriminierung, die sich häufig gegen Frauen richtet und gegen Menschen, die fälschlicherweise als solche eingeordnet werden, sowie generell gegen Weiblichkeit. Somit kann Misogynie letztendlich alle Menschen betreffen4 anders als gegen weiße Frauen, und so weiter. Wenn zwei oder mehr Diskriminierungsformen gleichzeitig auftreten, dann sind sie nicht getrennt voneinander, sondern wirken zusammen. Dabei entstehen Effekte, die nicht entstanden wären, wenn nur eine der beiden Diskriminierungen aufgetreten wäre. Dieses Konzept nennt sich Intersektionalität und der Begriff wurde von Kimberlé Crenshaw in Bezug auf Schwarze Frauen geprägt. Wenn nun Bi/Pan-Feindlichkeit zusammenwirken, dann hat dies ebenfalls spezielle Formen und Effekte.

Ich schreibe hier aus meiner Perspektive als weiße bisexuelle cis Frau, versuche aber auch andere Perspektiven zu erwähnen, zu zitieren, und zu verlinken.

Stereotype und Nicht-Ernstnehmen

Es gibt in der Gesellschaft Vorurteile, die sowohl bi/pan-feindlich als auch misogyn wirken, und Mehrfachdiskriminierte somit doppelt treffen können. Beispielsweise werden Bi/Pan Menschen häufig als verwirrt und unentschlossen dargestellt („Du kannst dich doch nur nicht entscheiden!“), als instabil („Das ist doch nur eine Phase!“), oder als nicht zuverlässig („Du gehst bestimmt fremd!“). Ähnliche Stereotype werden auch gegen Misogynie-Betroffene verwendet, zum Beispiel um ihnen die Glaubwürdigkeit zu entziehen.

Anhand dieser Vorurteile wird dann die Entscheidung von Bi/Pan Menschen angezweifelt („Du experimentierst doch nur“)  oder gar komplett außer acht gelassen („Du bist doch in Wirklichkeit aber [hetero-/homosexuell]“). Dies passiert nicht nur Misogynie-Betroffenen. Allerdings ist es denkbar, dass Misogynie-Betroffene besonders angreifbar sind, da ihnen auch in anderen Zusammenhängen häufig die Glaubwürdigkeit abgesprochen wird.

Außerdem gibt es das Vorurteil, alle Frauen seien in Wirklichkeit bisexuell. Es existieren sogar Studien, um dies zu belegen, meist basierend auf körperlichen Reaktionen auf Darstellungen stereotyp „männlicher“ und „weiblicher“ Körper, die bei Testpersonen gemessen wurden. Dieses Vorurteil spricht allen Frauen ab, eine eigene Einschätzung ihrer sexuellen Orientierung haben zu können, und impliziert stattdessen, jede Frau wäre sexuell „kompatibel“ und somit „verfügbar“5. Gleichzeitig trägt es subtil zur Unsichtbarmachung von Bisexualität bei – wenn Bisexualität überall wäre, warum müsste es dann noch als eigene Identität ein Thema sein?

In der Popkultur gibt es den Vorwurf, bekannte weiblich gelesene Personen würden sich „nur für die Aufmerksamkeit“ als Bi/Pan bezeichnen oder so verhalten. Diese werden dann beispielsweise trotz Outing als heterosexuell oder lesbisch bezeichnet, in ihrer Selbst-Identifikation also nicht ernst genommen6.

Ein anderer bekannter Popkultur-Stereotyp in Filmen ist die „Bi Femme Fatale“, die Frau, die nicht nur mit Menschen verschiedener Geschlechter sexuelle Kontakte hat, sondern bei der generell unklar ist, auf welcher Seite sie steht. Ihre dargestellte Bisexualität wird als Metapher für etwas Gefährliches, Rätselhaftes verwendet, anstatt für sich allein stehen zu dürfen7.

Sexuelle Objektifizierung, Belästigung, und Gewalt

Menschen, die von bi/pan-feindlicher Misogynie betroffen sind, werden häufig sexualisiert und objektifiziert, das heißt, es stehen nicht ihre Bedürfnisse als Person im Vordergrund, sondern sie werden als „Mittel“ gesehen, um die Bedürfnisse anderer Leute zu befriedigen. In einer patriarchalen Gesellschaft richten sich daher Darstellungen von weiblicher Bi/Pansexualität häufig an den vorgestellten männlichen Zuschauer, den sogenannten „Male Gaze“.

Bei einer Web-Suche nach bisexuellen bekannten Persönlichkeiten stößt man somit vor allem auf „Hot Bi Babes“ (Englisch): Die Darstellungen sind so gut wie immer sexualisiert und zielen darauf ab, einem angenommenen cis-hetero-männlichen Zuschauer zu gefallen. Die Abgebildeten werden nicht als eigenständig sexuell aktive Personen gezeigt, die sich zur eigenen Freude ausleben. Stattdessen implizieren die Texte teils sogar, die Frauen „experimentieren“ und seien somit „in Wirklichkeit hetero“. Diese Bilder werden in pornographischen Darstellungen im Mainstream verfestigt.

Speziell bei trans Frauen gibt es die transmisogyne Vorstellung, dass sie „beides“ seien, also sowohl männlich als auch weiblich, und somit wird ihnen eine „natürliche“ Bisexualität zugeschrieben8. Speziell bei Frauen, die von Rassismus betroffen sind, findet häufig eine Hypersexualisierung und gleichzeitig eine Exotisierung statt9.

Die sexuelle Objektifizierung von insbesondere weiblichen Bi/Pan Menschen setzt sich in den Köpfen und in der Kultur fest. In diesem Zusammenhang kommt es häufig zu sexueller Belästigung. Beispielsweise outet sich eine Frau als bisexuell, und bekommt sofort einen objektifizierenden Kommentar („Geil! Kann ich zuschauen?“) oder eine sexuelle Einladung („Darf ich mitmachen?“). Oder es wird nur aufgrund einer Bi/Pan Identität davon ausgegangen, dass sie zu besonders unkonventionellen sexuellen Praktiken bereit ist, selbst wenn sie explizit das Gegenteil sagt10. Ebenfalls kann es passieren, dass sie subtil oder offen dazu gedrängt wird, Dinge auszuprobieren oder bei Handlungen mitzumachen, zu denen sie vielleicht selbst gar keine Lust hätte.

Diese sexuelle Belästigung wirkt häufig auch beispielsweise gegen lesbische Frauen oder heterosexuelle Frauen. Misogynie, die von Bi/Pan-feindlichen Vorurteilen gefärbt ist, betrifft somit auch andere Menschen. Ohne definieren zu wollen, wer jetzt „mehr“ betroffen ist, bleibt auf jeden Fall festzuhalten, dass sexuelle Belästigung zu häufig vorkommt und gestoppt werden muss.

Die Schuld an sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt tragen in jedem Fall die Gewalt ausübenden Personen, nicht die Betroffenen. Leider geben manche stattdessen den Betroffenen die Schuld, betreiben also „Victim Blaming“. Manche glauben, Menschen „fordern es ja heraus“, indem sie Bi/Pan sind bzw. sich als solche outen. Auch hier spielen wieder misogyne bi/pan-feindliche Stereotype eine Rolle: Nicht ernstzunehmen, (psychisch) instabil, promisk.

Nun gibt es allerdings auch Bi/Pan Menschen, die tatsächlich viele Sexualpartner*innen haben, die sich nicht sicher sind und deswegen ausprobieren wollen, die vielleicht gar ihren männlichen Partner dabei zuschauen lassen. Diese Verhaltensweisen per se abzuwerten, unabhängig davon ob sie mit dem Einverständnis aller Beteiligten geschehen und ob sie für irgendwen negative Auswirkungen haben, kann man als eine Form des „Slut Shaming“ sehen. In diesem Zusammenhang werden Misogynie-Betroffene häufig in ein zweigeteiltes Schema eingeordnet: Sie sind entweder „Heilige“ oder „Hure“, also entweder eine vorbildliche, perfekte, und politisch immer korrekte Bi/Pansexuelle, oder sie sind es nicht und werden dafür abgewertet. Dies kann so weit gehen, dass ihnen die Schuld für Bi/Pan-feindliche misogyne Belästigung und Gewalt gegeben wird, weil sie das patriarchale Bild „verstärken“. Tatsächlich sind aber Belästigung und Gewalt immer Schuld derer, die sie ausüben. Menschen, die davon betroffen sind, oder deren konsensuelle Praktiken nicht in ein perfektes Bild passen, haben Misogynie nicht erfunden, sondern sind ebenso potentiell von ihr betroffen.

Gewalt in Beziehungen und Auswirkungen

Sexuelle Objektifizierung, Belästigung, und Gewalt wirkt nicht nur in der Gesamtgesellschaft, sondern auch in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Statistisch gesehen sind bisexuelle Frauen häufiger schon einmal in ihrem Leben von Gewalt in der Partnerschaft betroffen11. Häufig wird diese Gewalt durch Männer ausgeübt und man könnte sagen, es ist für Bi/Pan Menschen statistisch gesehen ein Risikofaktor, wenn sie auch Beziehungen mit Männern führen. Trotzdem ist auch hier noch einmal wichtig, sich vor Augen zu führen, dass die Gewalt die Schuld der ausübenden Person ist und nicht die der Partnerwahl der betroffenen Person. Dennoch steht diese Tatsache im Kontrast dazu, dass häufig gesagt wird, Bi/Pan Menschen haben „Hetero-Privilegien“.

Neben physischer Gewalt kann auch psychische Gewalt in Beziehungen vorkommen, und diese kann sich speziell auf Bi/Pan beziehen: Wenn eine Partnerperson die andere kontrollieren will, weil sie sonst betrügen könnte, kann dies Teil eines Musters von psychischer Gewalt sein. Genauso kann das Absprechen der Zugehörigkeit zu einer LGBT- oder queeren Community im Zusammenhang damit stehen, und eine kontrollierende und psychische Gewalt ausübende Person kann einfordern, dass ihre Partnerperson sich nicht mehr als Bi/Pan, sondern als heterosexuell oder lesbisch identifizieren soll. Dies kann soweit gehen, dass von einer Bi/Pan Person verlangt wird, die eigene Geschichte geheim zu halten, beispielsweise bei einer pansexuellen Frau die Existenz eines männlichen Ex-Partners13.

Wie helfen?

Betroffene von Diskriminierung und Gewalt könnten Hilfe gebrauchen, aber stoßen häufig auf Hindernisse. Beispielsweise bekommen Bi/Pan Menschen möglicherweise weniger Hilfe von ihrem Umfeld, etwa von Freund*innen und Familie, als Heterosexuelle, und das Thema Coming-Out könnte eine Barriere sein14. Hilfsangebote speziell für LGBT oder queere Menschen sind möglicherweise nicht Bi/Pan-inklusiv und es kann gar sein, dass eine betroffene Person dort keine Unterstützung erfährt, sondern noch mehr Diskriminierung.

Um Hilfsangebote Bi/Pan-inklusiv zu gestalten, müssen diese offen sein, nicht nur im Namen (einfach Bisexuell mit aufzählen), sondern es muss auch etwas dahinter stehen. Die Menschen, die dort Hilfe leisten, müssen über Bi/Pan-spezifische Themen aufgeklärt sein und dürfen nicht selbst bi/pan-feindliche Stereotype reproduzieren. Es wäre wichtig, dass Bi/Pan-Feindlichkeit als Diskriminierungsform ernst genommen und nicht toleriert wird.

Ein weiteres wichtiges Thema ist es, Betroffene zu stärken. Sie sollten rückversichert werden, dass ihre Wahrnehmung, ihre Gefühle, und ihre Bedürfnisse in Ordnung sind, dass sie ernst genommen und respektiert werden. Sie sollten als „vollwertig queer“ akzeptiert werden, egal mit wem sie zusammen sind und wie sie aussehen. Bi/Pan Menschen sollten Zugang zu positiven Darstellungen haben, bei denen die Bedürfnisse der Person selbst im Vordergrund stehen.

Im feministischen Aktivismus sollte „Ja heißt Ja“ und „Nein heißt Nein“ auch in Bezug auf Bi/Pan Anwendung finden. „Ja heißt Ja“ meint, dass alle sexuellen Ausdrucksformen, die konsensuell passieren, erst einmal akzeptiert und nach Möglichkeit wertgeschätzt werden. „Nein heißt Nein“ heißt, dass übermäßige Sexualisierung gestoppt und „Rape Culture“ bekämpft werden soll, wie oben im Abschnitt zu sexualisierter Gestalt dargestellt. Es sollten sichere Umfelder für Gewaltbetroffene geschaffen werden, in denen sie das erlebte verarbeiten können und heilen können.

Sich über diese Themen zu informieren, beispielsweise durch Weiterlesen der in den Fußnoten verlinkten Seiten, ist ein wichtiger Schritt. Alles Weitere ist ein Prozess.

Gehen wir es als Community an!

27. Juni 2016
von theri
Kommentare deaktiviert für Workshop, 13. Juli, Berlin: Das ist doch nur eine Phase! Diskriminierung gegen Bi und Pan

Workshop, 13. Juli, Berlin: Das ist doch nur eine Phase! Diskriminierung gegen Bi und Pan

Update: Hier sind die Folien: Bi/Pan-Diskriminierung (PDF, 189 KB)
Ich danke allen, die da waren, und auch für das erhaltene Feedback. Ich habe viel gelernt und werde das weiterhin, und ich möchte diesen Workshop noch häufiger halten. Wer mich anfragen will, gern per Mail an Theresa -ät- someserver -punkt- de.

Ich halte am Mittwoch 13. Juli um 19 Uhr in Berlin an der TU (Fraunhoferstr. 33-36, Raum 619 – Infos zu Barrieren u.ä. unten) einen Workshop mit dem Titel:
Das ist doch nur eine Phase! Diskriminierung gegen Bi und Pan.

Ich freue mich, wenn ihr erscheint. 🙂

Hier der Einladungstext:

(Note for English speakers: See below)

In der queeren Community gibt es viele, die sich zu Menschen mehrerer Geschlechter hingezogen fühlen. Einige davon, nicht alle, bezeichnen sich als bisexuell (oft verstanden als Anziehung zu mehr als einem Geschlecht, bzw eigenem und anderen), pansexuell (oft verstanden als Anziehung zu allen Geschlechtern bzw. unabhängig vom Geschlecht) oder bi-/panromantisch.
Diese und andere sind betroffen von einer Diskriminierungsform, über die bisher noch wenig gesprochen wird: Monosexismus, die Vorstellung, „echte“ Anziehung sei nur zu einem Geschlecht möglich, und Leute müssten sich entscheiden – Homo oder Hetero?
Identitäten, die außerhalb dieser Norm liegen, werden unsichtbar gemacht, gelten als „Phase“, werden nicht akzeptiert. Menschen werden als „in Wirklichkeit“ hetero oder homo eingeteilt, auch basierend auf dem Geschlecht der_des aktuellen Partner_in_nen, gern kombiniert mit der cissexistischen Vorstellung, das (binär gedachte) Geschlecht einer Person sei am Aussehen festzumachen. Es gibt Stereotype, Slut Shaming („von Natur aus untreu“), Überschneidung mit weiteren Diskriminierungen wie Sexismus, Ableismus, Rassismus. Derartige Diskriminierung tritt in der Mehrheitsgesellschaft auf, aber leider auch in queeren Kreisen, und sie hat reale Auswirkungen, z.B. auf die psychische Gesundheit der Betroffenen.

In diesem Workshop stellt Theresa Enghardt (bisexuell, cis Frau, weiß) verschiedene Aspekte dieser Diskriminierung vor und möchte mit euch diskutieren, wie wir damit umgehen wollen.

Der Workshop ist kostenlos. Getränke können mitgebracht oder zum Selbstkostenpreis erworben werden.

Der Raum ist im FH-Gebäude, das zur TU Berlin gehört. Den Eingang findet ihr in der Fraunhoferstraße 33-36 (hinter der SB-Tankstelle). Am Eingang sitzt ein*e Pförtner*in – nicht erschrecken, die sind meist freundlich und grüßen Menschen. 🙂
Nehmt dann den Fahrstuhl hoch zum 6. Stock. Der Raum FH 619 befindet sich ganz hinten rechts.
Das Gebäude ist mit dem Rollstuhl zugänglich und es gibt auch rollstuhlgerechte Toiletten (im 3. Stock).

Der Workshop findet auf Deutsch statt, aber die Folien werden auch auf Englisch übersetzt und mitgebracht. Wer eine Flüsterübersetzung braucht oder anbieten kann, möge sich bitte melden.

— Notes in English about language —

The workshop is going to be in German, sorry.
The slides will be also translated to English and printed on paper, and if you need a whisper translation, please write a message. In the discussion you can participate in English.
I may repeat the workshop fully in English at some point, too.

18. Mai 2015
von theri
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Bi und Poly

Auf dem Jungen Polytik-Treffen 1, auf dem über die politische Seite der Polyamorie geredet wurde, gab es einen von mir angestoßenen Workshop zum Thema „Bi und Poly“ – die Verbindung von Bisexualität und Polyamorie. Die Communities überschneiden sich und es gibt eine Menge gemeinsamer politischer Themen, da die Diskriminierung, der wir als bi und als poly ausgesetzt sind, sich an einigen Stellen ähnelt und überschneidet.

Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die teilgenommen haben, und an die Polytik-Organisator_innen, die den Raum dafür geschaffen haben.

Der folgende Text fasst die wichtigsten Gedanken zusammen, die in dem Workshop geäußert wurden. Im Text spreche ich oft von einem „wir“ (wir glauben, wir finden, …). Sofern nicht anders angegeben, meine ich damit die Teilnehmenden des Workshops. Ich habe nicht zu jeder einzelnen Aussage die Position aller abgefragt, sondern gebe meinen Eindruck wieder, der im Workshop entstanden ist, und ich habe den Text von den anderen Teilnehmenden korrekturlesen lassen.

Natürlich ist dieser Text durch meine und unsere subjektiven Erfahrungen, gesellschaftlichen Positionierungen und auch Privilegien geprägt. Beispielsweise waren die Teilnehmer_innen überwiegend weiß, ohne Behinderung, und hatten eine akademische Bildung, so wie ich. Ich bin sehr interessiert daran, auch aus anderen Perspektiven etwas zu dem Thema zu hören.

Was bedeutet Bisexualität für uns?
Obwohl Bisexualität von einigen als „jemand steht sowohl auf Männer als auch auf Frauen“ verstanden wird, lehnen viele von uns diese Zweigeschlechtlichkeit ab und beziehen nichtbinäre Geschlechter, beispielsweise agender, neutrois, oder genderfluid 2, mit ein. Eine mögliche Definition geht auf die Bi-Aktivistin Robyn Ochs zurück 3: „Ich nenne mich bisexuell, weil ich das Potential habe, romantische und/oder sexuelle Anziehung zu Menschen mehr als eines Geschlechts zu haben- nicht unbedingt zur selben Zeit, auf dieselbe Art und Weise, oder gleich intensiv.“ Viele mögen diese Definition, weil sie sehr inklusiv ist, gewissermaßen bestätigt sie vielen Menschen, dass sie sich bisexuell nennen „dürfen“ und dass sie „bisexuell genug“ sind.
Viele bevorzugen andere Begriffe wie pansexuell, omnisexuell, oder einfach queer für ihre sexuelle Orientierung. Wir denken, es gibt nicht den einzig richtigen Begriff, akzeptieren die Selbstdefinition aller, und glauben, diese Gruppen haben viel davon, sich zu verbünden. Viele der hier genannten Gedanken lassen sich gut auf die genannten und auf andere nicht-monosexuelle 4 Orientierungen übertragen.

Und Polyamorie?
Eine mögliche Definition von Polyamorie ist: „Ich habe das Potential, eine romantische und/oder sexuelle Beziehung zu mehr als einem Menschen zur selben Zeit zu haben, und alle Beteiligten wissen davon und willigen ein“ 5. Auch diese Beziehungen müssen nicht unbedingt gleich intensiv sein – und nicht zu Menschen des gleichen Geschlechts. Hier zeigt sich, dass schon die Definitionen sehr ähnlich sein können. Und für viele passen Bisexualität und Polyamorie tatsächlich gut zusammen als eine Möglichkeit, sich nicht gegen eins entscheiden zu müssen.

Jedoch sind Bisexualität und Polyamorie nicht das gleiche.
Die Mainstreamkultur vermischt beide Konzepte häufig, und tut so, als seien bisexuelle Menschen zwangsläufig auch nichtmonogam. Das ist Unsinn – Es gibt viele Bisexuelle, die langfristige monogame Partnerschaften eingehen, und es gibt viele Polyamore, die sich nur von Menschen eines einzigen Geschlechts romantisch/sexuell angezogen fühlen. Der Stereotyp, Bisexuelle „brauchen“ immer Menschen „beider“ Geschlechter 6, um sexuell zufrieden zu sein, ist leider sehr verbreitet und mit vielen negativen Zuschreibungen und Diskriminierung verbunden, etwa dem Vorwurf der Untreue. Obwohl es sicherlich Leute gibt, für die es wichtig ist, immer Beziehungen zu Menschen unterschiedlicher Geschlechter gleichzeitig zu führen, lehnen wir die verallgemeinerte Aussage ab.
Uns geht es nicht um eine Gleichsetzung, sondern um Überschneidungen und gemeinsame politische Themen.

Die Bi- und Poly-Communities überschneiden sich.
Viele der Teilnehmenden des Workshops waren bisexuell, einige auch pansexuell oder ohne Label. In der größeren deutschsprachigen Poly-Community, beispielsweise unter den Teilnehmenden der Treffen des Polyamoren Netzwerks 7, wurde der Anteil Bisexueller von uns auf etwa 30% geschätzt, aber statistische Erhebungen dazu gibt es unseres Wissens nach dort bisher nicht. Allerdings wurde in einer Umfrage der deutschsprachigen Partnerschaftsbörse „Gleichklang“ die Einstellung zu monogamen Beziehungen bei hetero-, homo- und bisexuellen Menschen untersucht, und unter anderem festgestellt, dass unter den Befragten die Bisexuellen Monogamie als weniger förderlich bewerteten8.
In US-amerikanischen Poly-Communities wird der Anteil Bisexueller auf zwischen 30% und 60% geschätzt. Es gab sogar eine Studie, in der 51% der teilnehmenden Polys sich als bi identifizierten, und desweiteren Studien, die den Anteil Polyamorer unter den Bisexuellen mit etwa 40% beziffern 9.

Bisexuell zu sein ist in Poly-Communities weithin akzeptiert, auch wenn es leider stellenweise Heteronormativität 10 gibt, an einigen Stellen auch Bifeindlichkeit 11. Im Mainstream und auch in Poly-Communities gibt es stellenweise die Vorstellung, dass Bisexuelle „nur experimentieren“ und beispielsweise romantische und/oder sexuelle Beziehungen zwischen Frauen nicht ernstgenommen oder abgewertet werden.
In Bi-Communities ist Polyamorie auch weithin akzeptiert, soweit wir wissen, wobei es auch Bisexuelle gibt, die sich sehr stark von Polyamorie abgrenzen, bis hin zu einer Abwertung und vor allem gegenüber Frauen auch oft verbunden mit „Slut Shaming“ 12.

In der Mainstreamkultur gibt es das Ideal der „einzig wahren Liebe“.
Das Ideal, das uns beispielsweise durch Filme und Geschichten von klein auf vermittelt wird, sieht vor, dass wir eines Tages den oder die „Richtige“ treffen, mit dieser Person eine Beziehung bis an unser Lebensende führen, und nie wieder jemand anderen lieben. Sollten wir uns doch in eine andere Person verlieben, müssen wir uns für eine_n von beiden entscheiden. Gehen wir eine Beziehung mit der neuen Person ein, übernimmt diese die Rolle der „einzig wahren Liebe“, und die vorige Beziehung wird für unwichtig erklärt.

In diesem Ideal sind sowohl Monogamie, die romantische und sexuelle Ausschließlichkeit mit einem Menschen, als auch Monosexualität, das ausschließliche Begehren von Menschen eines Geschlechts, enthalten. Schließlich kann der oder die „Richtige“ in der Vorstellung des Mainstreams nur eines von zwei Geschlechtern haben, im Falle einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft ist man dementsprechend „in Wirklichkeit“ homosexuell und im Falle einer gegengeschlechtlichen Partnerschaft „in Wirklichkeit“ heterosexuell. Bei dieser Fremdzuschreibung der sexuellen Orientierung wird die frühere Beziehungsgeschichte ausgeblendet, denn „es war ja nicht der/die Richtige, also zählt es nicht“.

Bisexuelle und Polyamore stören dieses monogame und monosexuelle Bild, sie brechen gewissermaßen die Regeln, wie auch Pepper Mint in dem Essay „The Power Dynamics of Cheating: Effects on Polyamory and Bisexuality“13 beschreibt. Und dafür werden sie „bestraft“, beispielsweise durch Abwertung und gesellschaftlichen Druck.

Viele negative Zuschreibungen und Stereotype treffen Polys und Bis gleichermaßen.
Beispielweise wird die Identität für nichtig erklärt, sie sei „nur eine Phase“. Es wird verlangt, Leute mögen „sich doch endlich entscheiden“, sei es zwischen Hetero- und Homosexualität oder aber für „die eine, richtige, ernsthafte“ Beziehung. Geschieht dies nicht, wird ihnen vorgeworfen, sie seien „gierig“ und „egoistisch“, weil sie sich nicht so beschränken, wie es von ihnen erwartet wird, und wie alle anderen sich doch auch beschränken („Du darfst nicht, was ich mir nicht erlaube“).

Wie können wir diese Stereotype aufbrechen?
Oft wird in Bi- und Poly-Communities dagegen argumentiert und versucht, den Mythos als falsch zu entlarven: „Nein, es ist nicht nur eine Phase!“, „Nein, wir müssen uns nicht entscheiden, wir haben uns schon entschieden!“, „Nein, wir sind nicht gierig und egoistisch!“
So verständlich wir diesen Impuls finden, so schade finden wir es, wie defensiv hier vorgegangen wird, wie sehr versucht wird, den gesellschaftlichen Maßstäben zu entsprechen, anstatt die Anforderungen an sich zu hinterfragen. Und was ist mit Bisexuellen, die vielleicht noch unentschlossen sind, oder solchen, bei denen Bisexualität wirklich nur eine Phase im Leben war, oder mit solchen, die auch mal gierige und egoistische Beziehungsentscheidungen treffen? Sollen wir diese Leute aus unserer Bewegung ausschließen und ihnen das Gefühl geben, sie seien ja nicht „richtig“ bi oder poly?
Ich persönlich finde, auch solche Leute sollten in der Bi- und Poly-Bewegung willkommen sein und als Teil davon verstanden werden. Wir als Individuen könnten sagen: „Nein, für mich ist es keine Phase, aber für manch andere schon, und für die ist es vielleicht ein genauso wichtiger Lebensabschnitt.“, „Danke, ich habe mich entschieden, ich bin bisexuell, aber es ist auch in Ordnung, sich unsicher zu sein.“, „Nein, ich tue das nicht aus Egoismus, aber auch ich mache mal Fehler in Beziehungen, so wie jeder Mensch, der Beziehungen führt, unabhängig von der sexuellen Orientierung.“
Wir als Bi- und Poly-Bewegung könnten aufhören, perfekt sein und unserer Umgebung ein einziges konsistentes Bild vermitteln zu wollen, und stattdessen die Vielfalt sichtbar machen, die es gibt, anstatt „den einen Standard“ schaffen zu wollen, dem es zu entsprechen gilt.

These: Hinter diesen Stereotypen und deren Abwertung steckt auch Verunsicherung.
Gerade bisexuelle, aber auch polyamore Menschen haben keine klaren Erkennungszeichen, auf Basis derer sich Leute aus der Mehrheitsgesellschaft einbilden, sie könnten uns erkennen. Wenn Heterosexuelle denken, sie würden einen Schwulen am Aussehen erkennen, aber einen Bisexuellen nicht, dann schafft das Verunsicherung, weil sie ja dann nicht sicher sein können, „unter sich“ zu sein 14 Sie können sich dann nicht so leicht von uns abgrenzen, denn wir sehen vielleicht aus wie sie. Vielleicht macht die Mehrheitsgesellschaft auch deswegen so starken Druck, Menschen in eine Kategorie einzuordnen, die sie kennen: Sie möchte diese Sicherheit wiedergewinnen.
Anstatt zu versuchen, der Mehrheitsgesellschaft ihre Sicherheit zu geben und sich möglichst stark anzupassen, schlägt Shiri Eisner in dem Buch „Bi Notes for a Bisexual Revolution“ 15 vor, das radikale Potential hinter diesen Stereotypen zu erkennen und zu nutzen. Soweit ich es verstanden habe, heißt das, zu erkennen, wo unsere Gesellschaft starke Meinungen und Gefühle zum Thema Bisexualität hat, und dort anzusetzen, um etwas zu bewegen und vielleicht das ganze System auseinanderzunehmen. Eine politische Strategie kann daher sein, Verunsicherung zu schaffen und bewusst zu nutzen, um Denkstrukturen aufzubrechen und Normen in Frage zu stellen.

Eine andere politische Strategie kann sein, Freiheiten aufzuzeigen.
Bisexualität und Polyamorie heißt, sich nicht auf ein Geschlecht und/oder eine Beziehung beschränken zu müssen. Menschen die Möglichkeit aufzuzeigen kann für diese zu mehr persönlicher Freiheit führen und ihnen vielleicht helfen, dass sie neue Seiten an sich entdecken oder aufhören, schon entdeckte Seiten zu unterdrücken, weil diese nicht dem hetero- und mononormativen Mainstream entsprechen.
Wir finden, es kann okay sein, Heterosexualität in Frage zu stellen, da diese die Norm ist und viele Leute ansonsten niemals dazu gebracht werden, diese bei sich zu hinterfragen. Aussagen wie „Alle Menschen sind in Wirklichkeit bisexuell“ lehnen wir jedoch ab – Wenn die Leute dann zu dem Schluss kommen, dass sie wirklich hetero sind, ist das auch gut, denn sie haben zumindest registriert, dass auch andere sexuelle Orientierungen möglich wären. Und wir verstehen Bisexualität dabei als eine Erweiterung der Möglichkeiten, und nicht als eine Negierung des Bisherigen. Homosexualität auf dieselbe Art und Weise in Frage zu stellen halten wir für keine gute Idee, denn dies könnte zu ähnlich aussehen zu Versuchen, Homosexuelle zur Heterosexualität zu „konvertieren“.
Monogamie in Frage zu stellen oder sich bewusst für sie zu entscheiden fällt oft leichter – Wieso reagieren viele Leute auf Polyamorie mit „Wow, wie cool, aber ich könnte das nicht“, aber auf Bisexualität nicht?

Wir wollen die Vielfalt, die existiert und die möglich ist, sichtbar machen.
Dies hängt für uns zusammen mit dem Aufbrechen des Ideals der „einzig wahren Liebe“, der Monogamie und Monosexualität als einziger Option.

Ein weiteres wichtiges politisches Thema ist sexuelle Selbstbestimmung.
Darunter verstehen wir das Recht, zu Sex „Ja“ oder „Nein“ sagen zu können, ohne dafür verurteilt zu werden oder sich dafür rechtfertigen zu müssen. Dafür wird schon von feministischen Gruppen gekämpft, und ich denke, Bisexuelle und Polys sollten diese Kämpfe unterstützen.

Auch die gesundheitliche Versorgung ist ein Thema, das unter anderem Bisexuelle und Polys betrifft, beispielsweise durch peinliche Fragen bei Ärzt_innen, Probleme einen Test auf sexuell übertragbare Krankheiten zu bekommen, oder im Gegenteil, dass Menschen als „Risikogruppe“ eingeordnet werden und kein Blut spenden dürfen. Auch reproduktive Rechte wurden als wichtiges Thema angesprochen, das auch Bisexuelle und Polys in besonderer Weise berührt.

Es wird also deutlich, dass Bisexuelle und Polys viele gemeinsame Themen haben, und einige davon können wir vielleicht auch gemeinsam angehen.
Das nächste Polytik-Treffen gibt es vermutlich erst nächstes Jahr. Viele der oben genannten Themen können wir aber auch in der Zwischenzeit schon angehen, beispielsweise in unseren sozialen Kreisen und Communities.

5. Januar 2014
von theri
Kommentare deaktiviert für 30c3 – Kein Motto, viele Filterblasen

30c3 – Kein Motto, viele Filterblasen

Wie auch im Vorjahr nahm ich Ende 2013 am Chaos Communication Congress teil, der diesmal als 30c31 sein dreißigstes Jubiläum feierte.

Anders als im Vorjahr gab es diesmal kein Awareness-Team, von dem ich im 29c3-Artikel berichtet hatte2. Dazu fand, soweit ich es mitbekommen habe, keine größere Debatte statt – es hat eben niemand eins organisiert. Ob das beim nächsten Congress anders wird, bleibt abzuwarten, aber darum soll es an dieser Stelle nicht gehen.

Den 30c3 ausgemacht haben für mich vor allem folgende Punkte:

  • Engel – Der Congress lebt davon, dass Freiwillige mithelfen und anpacken. Nachdem die Veranstaltung stark gewachsen ist und wohl etwa 8500 Besucher*innen hatte, vergrößerte sich glücklicherweise auch die Zahl der Engel: Es waren wohl über 1000, also etwa ein Achtel der Anwesenden; viele davon Neulinge, wie auf den Engel-Meetings deutlich wurde. Matecalypse an der Bar, und 1000 Nerds probierten zum ersten Mal Flora Power. Lightning Talks, bei denen ich spontan vorne auf der Bühne neben Nick Farr sitzen und die Zeit nehmen durfe. Sympathische Gespräche und gehackte Portale am Ausgang des CCH. Diesen Blickwinkel auf den Congress möchte ich nicht mehr missen.
  • Assemblys – Selbstorganisierte Ansammlungen von Menschen und ihren Projekten, für die noch mehr Platz vorhanden war als im Vorjahr. Ansässig war ich beim „TabVillage && Katzennetzwerkende“, neu waren die QueerFeministGeeks, bei denen ich gern vorbeischaute, dann natürlich La Quadrature du Net mit Teegarten und Massage, und die netten Menschen und tollen Projekte beim Noisy Square… und viele weitere!
  • Filterblasen – Es lief so vieles parallel, dass das Publikum stark davon abhing, auf welchem Teil des Congress man sich gerade aufhielt. Unter Freund*innen, an befreundeten Assemblys und in den feministischen Workshops fühlte ich mich dauerhaft wohl. Verließ ich diese Filterblase, waren die Erfahrungen unterschiedlich, von nett und freundlich bis hin zu anstrengend und frustrierend. Diese Erfahrungen spiegeln sich auch ein bisschen im weiteren Text, bei der Beschreibung der Workshops, wieder.
  • Workshops – Ich war dieses Jahr in noch weniger Talks als auf dem 29c3. Die wichtigsten „fachlichen“ Dinge liefen für mich in kleinerem Rahmen, zum Beispiel in Workshops und in Diskussionen mit Menschen, die ich dort getroffen hatte.

Einige der für mich wichtigsten Workshops und ähnliche Veranstaltungen waren (in chronologischer Reihenfolge):

  • Queer Geeks Gathering – Leider parallel zur Keynote, dennoch ein mit grob geschätzt 60-80 Leuten gut gefüllter Raum. Es gab eine kurze Vorstellungsrunde und dann eine Aufteilung in mehrere kleinere Gruppen, die zu bestimmten Themen diskutierten. In meiner ging es um Erfahrungen auf dem Congress, wobei auch Diskussionen über Policies und Creeperkarten nicht ausblieben und stellenweise ziemlich hitzig wurde. Fühlte sich allerdings insgesamt noch produktiv an, kein sinnloses Wir-schlagen-uns-die-Köpfe-ein. Sehr gut, dass das Treffen diesmal an Tag 1 war, so konnte man einige interessante Leute schon zu Anfang treffen.
  • How to get the Hacker Ethic out there? – Es ging darum, ein Netzwerk aus Menschen aufzubauen, die ein Interesse an Didaktik haben und Wege suchen, Nicht-Nerds einen ethischen Weg des Umgangs mit Technik beizubringen. „Hacker-Ethik“ wurde hier kaum inhaltlich diskutiert, sondern es wurde versucht, sich auf die organisatorisch-pragmatische Ebene zu konzentrieren. Ich mag diesen Ansatz und denke, im zeitlichen Rahmen von einer Stunde ist es sinnvoller, die Leute erst einmal zu vernetzen, anstatt zu versuchen, unter 30 Fremden einen Konsens zu suchen, was „die Hacker-Ethik“, die man vermittelt, ist/sein sollte, um danach wieder auseinanderzugehen. Mir wurde wieder mal klar, dass die Moderation dafür hart durchgreifen muss, weil einige Nerds dazu tendieren, ewig off-topic abzuschweifen…
  • Intersectional Feminist Queer Geek Roundtable and Discussion – In gewisser Weise eine Folgeveranstaltung zu den Queer Geeks an Tag 1, diesmal allerdings mit klarem Fokus: Es ging um Projekte, vor allem Nerd-Veranstaltungen und Räume, die sich an feministisch orientierte Menschen richten. „Ideology-based, not identity-based“, also offen für alle Menschen, die ein gewisses Set an Einstellungen und politischen Positionen teilen. Es wurden unter anderem feministische Hackerspaces vorgestellt, von denen in letzter Zeit wohl in den USA viele gegründet werden, etwa der Seattle Attic, der Double Union (San Francisco) und der Flux (Portland). Es wurden Gründe genannt, warum sich einige Menschen in der Community in existierenden Hackerspaces nicht wohl fühlen, und deswegen neue Räume gründen. Auch von feministischen Cryptopartys, die in Wien und Paris organisiert wurden, war die Rede, ebenso von Programierlerninitiativen wie der Open Tech School, die sogar einen Ableger in Berlin hat. Die anderen genannten Initiativen haben, soweit mir bekannt, bisher kein Berliner Äquivalent, aber wer weiß, vielleicht ändert sich das ja in naher Zukunft…?
  • HowTo Host a Cryptoparty – Kurze Vorträge darüber, wie die Leute ihre Cryptoparties organisieren, was funktioniert, was nicht funktioniert… Der riesige Workshopraum war brechend voll, und die Ergebnisse sind in einem Pad gut dokumentiert. Allerdings konnte ich hier nicht allzu viel beitragen, und die allgemeine Erschöpfung nach einem Talk voller Workshops sowie die Ernüchterung, plötzlich wieder in einer Umgebung zu sein, in der von Frauen nur als „Der typische Dümmste Anzunehmende User“ die Rede war, brachten mich dazu, vorzeitig rauszugehen. Ziemlich anstrengend, sich auf den Inhalt zu konzentrieren, wenn ich gleichzeitig permanent mit dem Bauchgrummeln wegen blöder Stereotype zu kämpfen habe…
  • Haecksen Breakfast – Dieses Mal leider ohne große Werbung, demzufolge leider mit eher geringer Beteiligung, gab es wieder ein Frühstück für Menschen mit Attribut „whatever you define as female“, oder so ähnlich. Ich finde es immer wieder schön, einige Stunden in einem derartigen Umfeld zu verbringen, auch wenn ich nicht bis zum Schluss bleiben konnte und die interessanten Themen wohl erst nach meinem Gehen aufkamen.

Ein sehr gelungener Congress, wie ich finde. Nicht alles rosig, aber viele positive Impulse.

Genug Motivation, um alles beim nächsten Mal noch viel toller werden zu lassen…

  1. Offizielle Website []
  2. Nachzulesen hier []

28. Februar 2013
von theri
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Back to Topic: Worüber sprechen wir auf Konferenzen?

Seit gestern ist wieder eine Diskussion im Gange, die die Gemüter vieler Menschen erhitzt, die sich mit Tech-/Nerd-/Hackerkonferenzen (im Folgenden einfach nur „Konferenzen“) auseinandersetzen. Auf der BSides San Francisco, einer Veranstaltung zum Thema Security, wurde ein Beitrag mit dem Titel „sex +/- drugs: known vulns and exploits“ kurzfristig aus dem Programm genommen, da es Stimmen gab, derartige Vortrage hätten eine abschreckende Wirkung auf Frauen.

Disclaimer: Ich war nicht vor Ort und kenne keine der beteiligten Personen persönlich, kann mir also nur aufgrund der öffentlich verfügbaren Informationen ein Bild machen. Im folgenden Artikel stelle möglicherweise Mutmaßungen an, die nicht auf die konkrete Situation der BSides zutreffen. Dennoch nutze ich diese, um zu überlegen, was die Debatte für die Community und für andere Konferenzen heißt.

Was genau ist da also passiert?1
Die Hackerin Violet Blue hatte sich für ihren Vortrag auf der BSides San Francisco relativ kurzfristig darauf festgelegt, über das Zusammenwirken von Drogen und Sex zu sprechen, wie sie es schon einmal 2012 auf der BSides Las Vegas getan hatte. Es wurde kurz vor der Konferenz nur der Titel des Vortrags, „sex +/- drugs: known vulns and exploits“, auf der BSides-Website veröffentlicht. Valerie Aurore von der Ada Initiative, einer feministischen Organisation mit dem Ziel einer höheren Beteiligung von Frauen in der Open Source-Kultur und Technikcommunity, wurde darauf aufmerksam und schrieb der BSides-Orga eine Mail, in der sie sich über den Inhalt dieses Vortrags erkundigte und ihre Perspektive dazu anbot. Einer der Organisatoren, Ian, unterhielt sich auf der Konferenz persönlich mit ihr und Valerie erklärte ihm, warum sie glaubt, dieser Talk trage zu einem Klima bei, wegen dem weniger Frauen an der Konferenz teilnehmen. Der Organisator sprach mit der Vortragenden, Violet Blue, über diese Vorbehalte, und trotz Rückversicherung über den Inhalt (Inhaltswarnung am Anfang, Fokus auf Aufklärung und Risikominierung, sexpositiver Ansatz) und angebotener ablauftechnischer Kompromissvorschläge (Ausweichen auf eine kleinere Bühne oder die Afterparty) wurde der Vortrag schließlich abgesagt. Diese Entscheidung traf Violet, weil sie glaubte, eine einzelne von sexueller Gewalt betroffene Person habe sich beschwert, und um die Konferenz und den Organisator nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Erst später erfuhr sie, dass die Beschwerde von der Ada Initiative ausgegangen war.

Im Kontext der allgemeinen und der nerdspezifischen Sexismusdebatte, beispielsweise um den 29c32, ist natürlich alles, was mit Sexismus und Feminismus zusammenhängt, höchst brisant für eine Konferenz und deren Außenwirkung und kann starke emotionale Reaktionen bei allen Beteiligten hervorrufen. Die Sensibilität der Community und der Organisator*innen für das Thema ist gewachsen, ein Ignorieren ist kaum mehr möglich und es gibt viele Diskussionen darüber, wie das Ausschließen von Frauen verhindert werden kann. Hier war auch die Ada Initiative in der Vergangenheit schon sehr aktiv und zeichnet sich mitverantwortlich dafür, dass viele „Anti-Harassment-Policies“3 eingeführt wurden.

Diese Entwicklung halte ich grundsätzlich für begrüßenswert. Auch das Anbieten einer Perspektive, wie Ausschlüsse produziert werden und was abschrecken könnte, halte ich im Rahmen von Awarenessarbeit prinzipiell eine gute Idee – sofern es ohne Zwang geschieht und eine Diskussion fördert. Die Ada Initiative weist in ihrer Stellungnahme explizit darauf hin, niemanden unter Druck gesetzt zu haben, sondern immer explizit zu warten, bis Konferenzorganisator*innen von selbst auf sie zukommen:

It is true that warning people of a potential bad effect of their actions is a common method of threatening people; that’s one reason why we wait for conference organizers to contact us first. If someone requests our opinion, as BSides SF did in this case, then it is more difficult to mistake sharing our expertise as threats.

In Violets Blogpost klingt das etwas anders:

“Well, there’s been a complaint about your talk.” He continued, “It’s from someone who is a rape survivor and they said they will be triggered by your talk if there’s any rape in it.”

[…]

“Do you describe how to use date rape drugs? They said that if you are going to tell people how to use date rape drugs then it’s the same as rape, and there’s going to be a problem.”

[…]

“No, they’re here and they’re not leaving. They told me they’ll make it into a bigger problem if you do your talk.”

Ich halte es für plausibel, dass keine der beiden Seiten lügt, sondern glaube, dass die unterschiedlichen Auffassungen zu großen Teilen der Stresssituation geschuldet sind – weniger als eine halbe Stunde vor dem Vortrag, gehetzt von der Anreise oder vom Organisieren ist man nicht unbedingt in der Verfassung, zu diskutieren. Auch wirkt es auf mich nicht so, als hätten sich die Orga und die Sprecherin vollkommen frei und bewusst dafür entschieden, abzusagen, weil sie keine Frauen ausschließen wollten. Ich spekuliere, dass sie aus Angst vor einem möglichen Shitstorm verständlicherweise den „einfachen Ausweg“ gewählt haben, und ich denke, das kann ihnen niemand zum Vorwurf machen. Wieviel harsche Kritik es von der Ada Initiative gegeben hätte, wenn der Vortrag stattgefunden hätte, dazu kann ich leider absolut keine Aussage treffen.

Leider gab es weder direkte Kommunikation zwischen Valerie Aurore und Violet Blue noch eine Diskussion im Vorfeld, die für ein konstruktiveres Auseinandersetzen mit dem Thema nötig gewesen wäre. Die Ada Initiative betont nur, dass die Zusammenfassung des Inhalts erst bekannt gegeben wurde, als schon alles vorbei war, der Titel des Vortrags also für sich allein stand und aufgrund der Wortwahl („vulnerability“ und „exploit“) auf das Thema Vergewaltigung unter Drogeneinfluss hinweist. Vermutlich wäre es eine gute Idee gewesen, die Sprecherin über die Anfrage der Ada Initiative vor der Konferenz zu informieren, aber wahrscheinlich war dafür die Zeit viel zu knapp und der Organisationsstress zu viel.

Da die Diskussion also im Vorfeld nicht geführt wurde, hoffe ich, dass sie nun zumindest im Nachgang passiert und es einen Dialog statt verhärtete Fronten gibt.

Wie also umgehen mit Sex als Thema auf Konferenzen?
Einen Vortrag über Vergewaltigung, der diese verherrlicht, trivialisiert oder ins Lächerliche zieht, hätte ich ebenfalls strikt abgelehnt. Auch kann ich den Gedanken nachvollziehen, dass eine allgegenwärtige Präsenz von pornografischem Material auf einer Technikkonferenz unangebracht ist und wahrscheinlich vielen Teilnehmer*innen ein schlechtes Gefühl gibt. In diesem Zusammenhang denke ich auch an die Kritik an den „Booth Babes“ (leichtbekleideten Frauen, die Messestände „schmücken“). Insbesondere durch einen einseitigen Fokus auf Frauen als „Sexobjekte“ und das explizite Ausrichten auf ein männliches, heterosexuelles Publikum wird in der Tat ein Klima geschaffen, in dem Frauen „bestenfalls nur“ nicht ernst genommen werden und schlimmstenfalls vermehrt Übergriffen ausgesetzt sind. Dies sind Punkte, denen ich zustimme, aber ich bilde mir ein, dass es im Vorfeld abzusehen oder mindestens herausfindbar ist, ob ein Vortrag in diese Kategorie fällt oder nicht.

Die Position der Ada Initiative4 geht allerdings noch darüber hinaus, denn sie lehnt Beiträge über Sex selbst dann ab, wenn sie explizit als Aufklärung, frauenfreundlich und „sexpositiv“ ausgeschrieben sind, wie es bei Violet Blue wohl der Fall gewesen wäre. Dafür werden drei Hauptargumente genannt:

  • Da Frauen statistisch gesehen häufiger Opfer sexueller Gewalt werden, wären sie häufiger davon betroffen, wenn durch unerwartetes Konfrontieren mit sexuellen Themen heftige emotionale Reaktionen durch Erinnerungen auf traumatische Erlebnisse ausgelöst werden, sie also „getriggert“ werden. Zu dem Thema habe ich schon Gegenteiliges gehört – so las ich auch schon, dass einige Betroffene von Dingen „getriggert“ werden, die überhaupt nichts mit Sex zu tun haben, beispielsweise vom Anblick einer Betonwand. Ohne irgend etwas in die eine oder andere Richtung zu belegen weist dies zumindest darauf hin, dass die einfache Gleichung „Es wird nicht über Sex geredet = Niemand wird getriggert“ nicht aufgeht.
  • Durch Beiträge über Sex werde eine „sexualisierte Umgebung“ geschaffen, in der eine Frau eher als Sexobjekt wahrgenommen werde als einfach als eine weitere Konferenzteilnehmerin, und dass dies zu mehr Übergriffen und Vergewaltigungen führe. Ich stimme zu, dass es (nicht nur) auf Konferenzen dazu kommt, dass Frauen objektifiziert werden und beispielsweise nach ihrem Aussehen und Sexappeal bewertet werden anstatt nach ihren inhaltlichen Beiträgen. Ich stimme aber nicht zu, dass dies ursächlich am Thema Sex liegt oder dass Sex dies immer befördert.  Sex als Thema muss ja nicht notwendigerweise objektifizierend sein, wenn es in angemessener Weise präsentiert wird. Das heißt konkret, dass Frauen nicht nur als passive Lustobjekte dargestellt werden sollten, sondern als aktive und mündige Menschen, die ihre Sexualität selbstbestimmt ausleben – sofern es überhaupt um Lustempfinden geht, was ja in Violets Fall überhaupt nicht zutraf. Das heißt auch, dass nicht von einem männlichen, heterosexuellen Zielpublikum ausgegangen werden sollte, und dass degradierende Wortwahl vermieden werden sollte. Unter diesen Voraussetzungen kann ich mir vorstellen, dass zumindest von dem Beitrag selbst keine erhöhte Gefahr ausgeht, Menschen in übergriffigem Verhalten zu bestärken.
  • Viele Konferenzteilnehmer*innen würden den Unterschied zwischen „Reden über Sex“ und „Abwertend über Frauen reden“ nicht kennen und von dem einen dazu gebracht werden, auch das andere zu tun. Auch wenn solche Menschen vermutlich wirklich existieren, halte ich es für gefährlich, auf dieser Basis die gesamte Besucherschaft einer Konferenz zu bevormunden. Dazu kommt noch, dass die positiven Auswirkungen des Redens über Sex außer Acht gelassen werden – etwa, dass andere Menschen zu einem verantwortungsvolleren Umgang damit gebracht werden, sich ihrer Bedürfnisse und Grenzen bewusst werden und ermutigt werden, diese zu artikulieren. Bei Violet Blues Vortrag sehe ich ganz klar den Bezug zur Hackerkultur, zur Community und den potentiellen Nutzen. Das Tabuisieren des Themas nützt dagegen höchstens denen, die Schwächere und Uninformierte ausnutzen, ob nun durch Sex, Drogen oder beides in Kombination.

Kurz, ich halte die Pauschalisierung „Sex hat als Thema auf Konferenzen nichts verloren“ für falsch, kontraproduktiv und sogar gefährlich. Der explizite Bezug auf den Ausschluss von Frauen unterstützt sogar noch das sexistische Vorurteil, Frauen hätten per se kein Interesse und keinen Spaß an Sex.

Bei Vorträgen sollte sich die Orga im Einzelfall ein Bild machen, was der Fokus ist und wie er zum Selbstbild der Konferenz passt. Als bloßes Mittel, um Aufmerksamkeit auf den eigenen Vortrag zu ziehen, könnte das Thema Sex beispielsweise weniger wünschenswert sein.

Ich habe Vorträge, die sich nicht direkt mit Technik, sondern mit der Kultur darum und dem Zwischenmenschlichen beschäftigen, als wichtigen Bestandteil einer Konferenz kennengelernt, etwa „Geeks and Depression“ oder „Queer Geeks“. In diesen Kontext kann ich mir auch Aufklärung über Sex gut vorstellen, und ich halte die Diskussion über das Schaffen eines angemessenen Rahmens dafür weitaus zielführender als die Diskussion über ein Verbot. Hierzu habe ich im Kontext der Debatte einen guten Artikel gefunden: „Talking About Sex Safely“

Übrigens kann ich nun besser nachvollziehen, wovor die Leute Angst haben, wenn sie von einer „Sittenpolizei“ sprechen. Insofern hat dieser unschöne Vorfall hoffentlich einen Anstoß geliefert, um Gespräche und gegenseitiges Verständnis zu fördern.

  1. So gut es geht zusammengepuzzelt aus Informationen aus der offiziellen Stellungnahme der BSides, der Stellungnahme der Ada Initiative  und dem Blogeintrag der Vortragenden Violet Blue []
  2. Siehe auch https://flauschig.org/blog/?p=29 []
  3. Link: Conference anti-harassment policy []
  4. Nachzulesen in der offiziellen Stellungnahme []

8. Januar 2013
von theri
33 Kommentare

Der 29c3 aus Sicht eines A-Team-Engels

Über den 29c31 ist im Zusammenhang mit der Anti-Harassment-Policy bereits viel geschrieben worden. Um nicht so viel zu wiederholen, berichte ich hier vor allem von meiner Arbeit als Mitglied des Awarenessteams (kurz A-Team), und verlinke am Ende des Texts einige Artikel mit allgemeineren Punkten und Aussagen, die ich größtenteils wichtig finde.

Disclaimer: Achtung, das hier wird lang.
Außerdem fiel mir auf, dass die ganze Debatte sehr sexismuszentriert ist, obwohl auch andere Diskriminierungsformen wie beispielsweise Rassismus und Homophobie eine wichtige Rolle spielen. Da meine konkreten Erfahrungen auf dem 29c3 sich nahezu ausschließlich auf Sexismus beziehen, ist auch dieser Artikel sexismuszentriert. Ich bitte dies zu entschuldigen und würde mich sehr über mehr diverse Perspektiven freuen. Insbesondere frage ich mich, welche Rolle Mehrfachdiskriminierung (z.B. weiblicher Menschen mit Behinderung) spielt. In diese grobe Richtung kam bisher soweit ich weiß nur ein Beitrag, den ich unten verlinkt habe.

Bereits das Jahr über hatte ich mich sehr viel mit Feminismus, Antidiskriminierungsarbeit und Konzepten zur Umsetzung eines Safe Space2 beschäftigt. Ursprünglich war für den Congress zum Jahresende nur eine entspannte Runde mit lieben Leuten, die ich das Jahr über viel zu selten gesehen hatte, geplant. Allerdings kam es anders: Schon im Vorfeld des 29c3 kochten Debatten um Sexismus in der Nerd-/Geek-/Hackerkultur im Allgemeinen und auf dem Chaos Communication Congress im Speziellen hoch, insbesondere durch die unsägliche Klotürdebatte. Ich teile im Wesentlichen die Kritikpunkte an dieser Tür, aber die Diskussions- und Streitkultur insbesondere auf Twitter hat mich traurig gemacht und nahm mir die Lust, mich dazu zu äußern. Leute, die ich sehr schätze, regten sich lieber übereinander auf, als wirklich miteinander zu kommunizieren und aufeinander einzugehen. Es ist natürlich unrealistisch, zu hoffen, dass sich Probleme wie von selber lösen, wenn man die Leute nur an einen Tisch bringt, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es durchaus was bringen kann, zunächst den Menschen über die Sache zu stellen, auf Gemeinsamkeiten aufzubauen und sich nicht von einzelnen Formulierungen triggern zu lassen.

Nun wurde ich also gefragt, ob ich auf dem 29c3 beim Awarenessteam mitmachen will, um die Anti-Harassment-Policy3 umzusetzen. Trotz einiger Zweifel und Kritik, die ich im Vorfeld mitbekam und die ich auch teilte, entschied ich mich dafür. Ich sah darin eine Chance, die Umsetzung der Policy aus erster Hand mitzuerleben, um sie dann tatsächlich beurteilen zu können, und gleichzeitig die Möglichkeit, den Congress zu einem angenehmeren Ort für meine Mitmenschen und mich zu machen.
Es existierte eine sehr ausführliche Vorarbeit einiger Engel, die das Awarenessteam (recht schnell auf „A-Team“ gekürzt und im Folgenden so bezeichnet) organisierten, und dafür zunächst „No-Gos“ sammelte, beispielsweise sexuelle Belästigung, Stalking und Tragen von Kleidung mit Nazisymbolen. Hier existierte ein klarer Ablauf an Eskalationsstufen, sodass es uns als offiziellem Team möglich sein sollte, bei entsprechenden Vorfällen Verwarnungen auszusprechen oder Leute der Veranstaltung zu verweisen. Außerdem existierte ein ausgefeiltes Konzept zur Mediation von Streit, bei dem wir als Konflikthelfer*innen auftreten sollten, die vermitteln, ohne Partei zu ergreifen. Das passte für mich spontan nicht mehr so richtig in den Kontext von „Awareness“ und damit hatte ich kaum Erfahrung, aber davon ließ ich mich nicht abschrecken.

Auf der Veranstaltung angekommen lernte ich dann den Rest des A-Teams persönlich kennen. Es bestand inklusive mir aus insgesamt acht Menschen (vier männlich und vier weiblich), wovon jeweils zwei zugleich Schicht hatten und mit jeweils einem Telefon rumliefen. Die Telefone hörten auf die Nummer 113 im internen DECT-Netz und waren mit einer etwas komplizierteren Vorwahl auch von außen erreichbar. Zunächst hieß es nur, es solle auf Anrufe reagiert und gegebenenfalls mit der anderen Schicht habenden Person beraten werden, was zu tun ist: Vermittlung zwischen zwei Parteien, Aussprechen einer Verwarnung, Eskalation zu einer höheren Instanz wie beispielsweise einem Security-Engel.
Während ich noch entspannt im Eröffnungsvortrag von Jacob Appelbaum saß, ging ein Bild durch meine Twitter-Timeline, das einen nackten, kopflosen Frauenkörper aus Creeper-Cards4 zeigte. Für mich wie für viele andere, die damit konfrontiert wurden, hatte dieses Bild die klare Aussage: Hier nehmen Leute die Creeper-Cards nicht nur nicht ernst, sondern demonstrieren „Der Congress ist unser Ort, den markieren wir jetzt. Wir nehmen Antidiskriminierungsarbeit nicht ernst, wir machen was wir wollen und ihr könnt nichts dagegen tun“. Im Nachhinein sehr interessant, nachzulesen, dass die „Künstlerin“ sich dessen wohl gar nicht bewusst war.5 Die Timeline war jedenfalls in Aufruhr, und ich wurde immer unruhiger, weshalb ich aus dem Vortrag rausging, um meine A-Team-Kolleg*innen aufzusuchen. Bei denen war zumindest telefonisch noch keine Beschwerde angekommen und sie waren vor allem damit beschäftigt, den Leuten zu erklären, dass die Creeper-Cards nicht von ihnen kamen, sondern ein Projekt dritter waren. Als ich den Fall mit der nackten Frau aus Karten meldete, war jedoch sehr schnell Konsens, dass es sich um eine nicht hinzunehmende Provokation handelte, die besser entfernt werden sollte. Also gingen wir an den Ort des Geschehens, wo die Urheberin der Darstellungen grade nicht anwesend war. Wir sprachen eine Verwarnung aus, hinterließen ein Gesprächsangebot und nahmen die nackte Frau aus roten und den Penis aus grünen Karten erst mal ab. Für „Hacks“ mit Creeper-Cards war dies auch in den folgenden Tage unsere Linie: Kritik an den Karten ist nicht gegen die Policy, sexistische Kritik an den Karten jedoch schon. Ein Spiel auszurufen, wer die meisten Karten einsammelt, verstieß also ebenfalls dagegen.

Später stellte sich heraus, dass wir als „menschliches Gesicht der Policy“ dennoch sehr heterogen waren, was konkrete Handlungsvorstellungen anging. Bei der Besprechung an Tag 1 wurde viel diskutiert: Wollen wir uns nur mit direkten Beschwerden per DECT auseinandersetzen, nehmen wir auch nicht direkt an uns gerichtete Beschwerden auf Twitter auf und gehen denen nach, oder laufen wir proaktiv rum und sprechen Sachen an, die uns auffallen? Wie vermeiden wir es dann, die Leute zu bevormunden und zur „Sittenpolizei“ zu werden, vor der sich viele fürchten? Inwieweit können wir selber Vorfälle „melden“, wenn wir doch danach möglicherweise vermitteln sollen?
Wir waren uns sicherlich nicht immer am Ende einig, aber haben zumindest Handlungen im Konsens hingekriegt. Ich fand es sehr wichtig, mit einer anderen diensthabenden Person gegenzuchecken, was grade eine angemessene Maßnahme wäre. Ein Beispiel dafür ist eine Beschwerde, die uns per Mail zuging, als ich gerade Schicht hatte: Während eines Vortrags war in einem offiziellen 29c3-IRC-Channel ein (öffentlich zugängliches) Bild von einer der Sprecherinnen gepostet worden, das sie im Bikini zeigt, mit der Bemerkung „Nice!“. Eigentlich sollte es für Vortragende selbstverständlich sein, dass sie sprechen können, ohne dass ihr Aussehen unpassenderweise in den Mittelpunkt gerückt und bewertet wird. Insbesondere, weil bei einer Frau auf diese Art gern mal von der Kompetenz abgelenkt wird und sie zum bloßen „Schmuckstück“ abgestempelt wird. Mein Schichtpartner und ich einigten sich darauf, den Menschen ausfindig zu machen, der das Bild gepostet hatte, und ihm klar zu sagen, dass dieses Verhalten gegen die Policy verstößt und hier nicht erwünscht ist. Es reichte uns für eine Verwarnung, aber nicht für einen Rauswurf. Wir erreichten ihn schließlich irgendwann per GSM, luden ihn in den Heaven, den Engel-Stützpunkt, ein und mein Kollege führte das Gespräch, damit wir ihn nicht zu zweit niederreden. Er war einsichtig. Ja, so ein persönliches Gespräch war sicher noch mal ne ganz andere Erfahrung, als nur irgendwo unpersönlich im IRC zu posten oder sich auf Twitter aufzuregen.

Sehr stark fiel mir auf, dass wir relativ unsichtbar waren, sowohl bei den anderen Engeln und am Infodesk als auch bei den Besucher*innen. Das Infodesk verwies einen Teilnehmer, der einen Workshopraum suchte, zu mir an die Hotline… uff, ja… Sorry, not my department? Allerdings ist bei den Wellen, die die gesamte Sache hier momentan schlägt, davon auszugehen, dass nächstes Mal alle zumindest Bescheid wissen, dass es ein A-Team gibt und wofür es in etwa da ist. Dennoch hätte ich mir mehr physische Hinweise gewünscht: Hinweise (Flyer?) am Infodesk, Schilder mit der DECT-Nummer, äußere Erkennungszeichen für die A-Team-Engel (Shirt o.ä.), einen gut zugänglichen Anlaufpunkt mit nah dran liegendem Rückzugsort für Gespräche. Obwohl die DECT-113 der einzige „offizielle“ Kanal war, kam gefühlt die Mehrheit der Meldungen an das A-Team nicht darüber, sondern per Engel-Flurfunk, per Mail oder persönlich. A-Team-Kolleg*innen, die bekannter sind als ich, berichteten, dass sie andauernd auf das Team angesprochen wurden, wobei es sich dabei vor allem um neugierige Nachfragen handelte. Bei mir lief es eher in die andere Richtung, ich erzählte „Schau mal, dieses Telefon hier hört auf die 113, ich bin nämlich im Awarenessteam, kennst du die…?“ – und niemand hatte was davon gehört. Vermutlich hätten auch im Fall eines Übergriffs eher die gut vernetzten, alteingesessenen Besucher*innen eine einfache Anlaufstelle gehabt, weil sie Menschen von A-Team kannten, Neulinge hingegen eher nicht. Ich verstehe, dass wir unseren Zuständigkeitsbereich irgendwie eingrenzen mussten und nicht unbedingt auf jeden Troll auf Twitter reagieren müssen, allein weil unser Ansatz ja war, Leute zum Miteinander-Reden zu bringen. Aber geschätzt 85% der Leute hatten diesmal kein DECT- oder GSM-Telefon und die meisten davon wussten auch nicht, dass z.B. an jeder Bar ein solches Telefon zu finden gewesen wäre.
Allgemein war der Informationsfluss von offizieller Seite nach außen leider sehr gering. Ich verstehe, dass alle viel zu tun hatten und es höchste Priorität hatte, die Veranstaltung am Laufen zu halten. Ich kann auch nachvollziehen, dass sich die Orga um die Außenwirkung des Congress sorgt, wenn so viel über Sexismus berichtet wird. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass Vorfälle sowieso nach außen dringen und das Fehlen einer offiziellen Stellungnahme die Außendarstellung verschlechtert anstatt verbessert. Es wäre meiner Meinung nach sinnvoll gewesen, sich als A-Team mehr öffentlich zu positionieren und zu kommunizieren, was wir getan haben. Dann hätte sich auch nicht in einigen Kreisen der Eindruck breitgemacht, die Policy würde nicht wirklich durchgesetzt.

Noch ein paar Worte zum Thema Awareness. Ich hatte den Eindruck, Sexismus auf dem 29c3 wirkte nicht vordergründig in direkten An- oder Übergriffen oder Beleidigungen, sondern subtiler. Vorträge, die von einem männlichen Zielpublikum ausgehen und davon abweichenden Menschen das Gefühl vermitteln, nicht angesprochen zu sein und nicht für voll genommen zu werden. Der Klassiker „Selbst deine Mutter kann das verstehen“, der der Haeckse mit Kind zwar ein müdes Lächeln entlockt, aber zumindest ein schlechtes Gefühl vermittelt. Die ironische Nachfrage, wie man „als Frau“ denn dieses und jenes sieht und die Implikation, man würde damit für alle Frauen sprechen. Die Beschwerde, es gäbe ja gar keine Frauen auf diesen Veranstaltungen, weswegen man „keine abbekäme“, als wäre der einzige Zweck einer Nerdette, einen einsamen Nerd glücklich zu machen, und die Frau, die sich diese Beschwerde anhören muss, fühlt sich noch verarscht: „Hallo, ich steh direkt hier, sieht der mich nicht?“
Diese kleinen Dinge können in der Masse tief sitzen, aber würde man für jeden einzelnen das A-Team anrufen, insbesondere dann, wenn die eigenen Freund*innen diese Aussagen gemacht haben und man gerne nicht die nächsten paar Tage ohne Peer Group dastünde? Diese kleinen Dinge sind vielen vermutlich gar nicht bewusst, sondern gehören halt „irgendwie dazu“, und wenn sich jemand darüber aufregt, wird diese Person bestenfalls als sensibel und schlimmstenfalls als „feministische Extremistin“ tituliert. Ich kann dieses Wort nicht mehr hören, und das obwohl ich noch nicht mal so genannt wurde.

Awarenessarbeit, wie ich sie verstehe, heißt ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass eben auch diese kleinen Dinge zählen und zu einer Atmosphäre beitragen, die den Congress für Frauen zu einem ungemütlichen Ort machen kann, außerdem am besten auch ein Bewusst sein dafür, dass wir das so nicht wollen. Und nein, ich finde nicht, dass der Congress „besonders schlimm sexistisch“ ist. Die Gesellschaft hat sexistische Stereotype und Denkweisen tief verinnerlicht, und der Congress existiert innerhalb dieser Gesellschaft. Nur ist der Congress und die zugehörige Nerd-/Geek-/Hackerkultur eine Sphäre, die wir leichter positiv verändern können als die gesamte Gesellschaft. Und ich habe da insbesondere Hoffnung, weil ich in dieser Kultur so viele tolle Menschen kennengelernt habe, mit denen man reden konnte.
Deswegen wünsche ich mir für die Zukunft, aber auch für den nächsten Congress zusätzlich zum A-Team mehr freiwillige Informationsangebote, gerne auch „Erklärbären vom Dienst“, die präsent sind.

Zum Abschluss nun einige weitere Artikel, die sich um die 29c3-Policccy-Debatte drehen:

  1. 29. Chaos Communication Congress, https://events.ccc.de/congress/2012/wiki/Main_Page []
  2. Nach meiner Definition: Raum, in dem Menschen möglichst wenig Diskriminierung ausgesetzt ist und, sollte diese auftreten, mit der Solidarität der Anwesenden rechnen kann []
  3. Öffentliche Absichtserklärung, die Veranstaltung zu einem sicheren und angenehmen Erlebenis für alle Menschen zu machen, ungeachtet Geschlecht, Alter, Aussehen usw. Zu finden hier: https://events.ccc.de/congress/2012/wiki/29C3_Anti-Harassment_Policy []
  4. Rote, gelbe und grüne Karten, die übergriffiges Verhalten sanktionieren, aber auch vorbildliches belohnen sollen. Infos hier: http://creepermovecards.de/ []
  5. Hier in ihrem Blog nachzulesen: „Oh teh drama – or why I stickered a naked headless female on the wall“ http://mirromaru.tumblr.com/post/39382307717/oh-teh-drama-or-why-i-stickered-a-naked-headless []

16. Februar 2012
von theri
1 Kommentar

ACTA aktiviert Abwehrkräfte!

… diesen Spruch habe ich geklaut. Na und?

So richtig Schwung bekommen hat ACTA als Thema ja erst vor ungefähr einem Monat. Seitdem habe ich mir insgeheim gewünscht, dagegen auf die Straße zu gehen. Insofern toll, dass am vergangenen Samstag zum großen Aktionstag in so vielen europäischen Städten Demos stattfanden. Wie es der Zufall wollte, hatte ich mir dieses Wochenende ausgesucht, um ein paar Leute in Leipzig zu besuchen. Aber kein Problem – nehm ich sie halt einfach mit.

Von der „Freiheit statt Angst“ hatte ich noch ein Schild rumstehen, das ich damals von den Piraten bekommen und mit einem Spruch verziert hatte. Dank eines alten Posters, Gaffertape, der Kreativität meiner lieben Freundin Tugi, der Hilfe des Internets und etwas Acrylfarbe hatten wir schnell ein hübsches Mitbringsel gebastelt und die Vorfreude wuchs.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Leipzig rein, gabelten noch spontan meinen großen Bruder auf und trafen uns auf dem Augustusplatz mit den anderen. Anfangs war’s noch recht überschaubar, wobei wir gut sichtbar platziert zumindest schon mal die Lokalzeitung erfreuten.

Hier unser Plakat in Nahaufnahme:

Nach einer guten halben Stunde fing die Kundgebung an. Der Platz war mittlerweile gut gefüllt und die Orga hatte einige sehr tolle Sprecher*innen eingeladen. Durchweg junge Leute, die überzeugend, aber nicht langatmig erklärten, was an ACTA alles schlecht ist. Kein Anspruch auf Vollständigkeit, aber besonders die zweite Sprecherin bestach durch ihre Argumentation. Hinzu kam, dass es aufgrund der Kälte erlaubt war, sich mit Schals das Gesicht zu bedecken… oder mit Masken. Die Orga hatte es tatsächlich geschafft, mit der Polizei auszuhandeln, dass das Vermummungsverbot auf der Demo nicht durchgesetzt wird. An dieser Stelle besonderen Dank an die Leute von der DIY Siebdruckwerkstatt Leipzig (Website), die Tücher mit Guy Fawkes-Motiv gegen Spende rausgaben. So wurde auch mir fast gar nicht kalt. 😀

Die „open mic“-Runde, die folgte, wies einen hohen Unterhaltungswert auf. Dazu nur folgendes Video, das auch den Demozug schön zeigt:

Wir drehten eine Runde um den Innenstadtring – etwa 3000 Teilnehmer*innen, heißt es.
Ich habe mich besonders gefreut, dass Leute, die vorher noch nie auf einer Demo waren, mitgekommen sind und es ihnen gefallen hat.
Auch Lob an die Orga, ihr wusstet uns gut zu motivieren und hattet die Lage voll im Griff.

Was nun zu tun ist…? In anderthalb Wochen ist ja die nächste Demo angesetzt, wobei ich auch von kritische Stimmen gelesen habe, eine weitere Demo wäre nicht das ideale Mittel, weiterzumachen. Stattdessen werden Infokampagnen vorgeschlagen, verstärkt Politiker*innen ansprechen, kreativer Protest statt Masse, medienwirksame Aktionen, Vernetzungstreffen mit Aktivist*innen. Klingt richtig, aber zu einer zweiten Demo würde ich wahrscheinlich trotzdem gehen. Und ich feile erst mal an meiner Argumentation, indem ich mein Umfeld damit nerve…

6. Februar 2012
von theri
7 Kommentare

Hallo Welt!

Nun also doch: Ich blogge.

Geplant ist, euch an dieser Stelle über meine Aktivitäten zu informieren, von Unternehmungen zu berichten und euch mit weiteren geistigen Ergüssen (auch Brain-Dumps genannt) zu unterhalten.

Im Moment möchte ich nur kurz auf die Blogsoftware eingehen.

Es ist also ein WordPress geworden, mal wieder. Ja, ich habe mir Alternativen angeschaut. Am liebsten wäre mir ja etwas mit Django gewesen, weil ich damit schon für unser Kassensystemprojekt k4ever gearbeitet habe und Python mir als Programmiersprache bisher am angenehmsten ist.

Django-Mingus ist dahingehend ein sehr vielversprechendes Projekt, das mehrere Django-Applikationen integriert. Im Blog des Entwicklers befinden sich einige Artikel, die auf Mingus und weitere Django-/Pythonthemen eingehen. Machte also einen guten Eindruck. Allerdings stolperte ich über so einige Unklarheiten in der Dokumentation, sowie Fehler. Als es dann aufgesetzt war, überzeugte mich das Admininterface, in dem man die Artikel einstellt, leider nicht.
Tja, da siegte die Bequemlichkeit über die Präferenz der Programmiersprache.

Da WordPress mich netterweise Artikel exportieren lässt, bin ich nach wie vor flexibel, wenn mir eine attraktive Alternative begegnet.
Aber mal ehrlich, es hält doch erfahrungsgemäß nichts länger als ein Provisorium, nicht wahr…?