Allgemein – Resas Ramblings https://flauschig.org/blog An-, Drauf- und Einsichten meinerseits Sun, 20 May 2018 11:58:21 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.22 Bi/Pan-Feindlichkeit und Misogynie https://flauschig.org/blog/?p=140 https://flauschig.org/blog/?p=140#comments Thu, 17 May 2018 07:24:03 +0000 https://flauschig.org/blog/?p=140 Weiterlesen ]]> [Inhaltswarnung: Thematisierung von sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt, wörtliche Zitate bi/panfeindlicher Äußerungen]

Der 17. Mai ist, wie jedes Jahr, der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, und Transfeindlichkeit1 (IDAHOBIT) . Diskriminierung hat viele Formen – in diesem Artikel geht es speziell um Feindlichkeit gegen Bi/Pan Menschen, die zusätzlich von Misogynie betroffen sind.

Bi/Pan ist in diesem Zusammenhang ein Oberbegriff für Identitäten wie Bisexuell, Pansexuell, Biromantisch, Panromantisch, Queer (wenn auf sexuelle Orientierung bezogen), und weiterer. Welche Bezeichnung eine Person für sich wählt und was genau sie heißt, darf jede Person für sich selbst entscheiden. Alle diese Identitäten haben jedoch gemeinsam, dass es darum geht, sich zu Menschen mehr als eines Geschlechts hingezogen zu fühlen. Dies widerspricht einer gesellschaftlichen Norm, der Monosexualität – monosexuell heißt, dass sich die sexuelle Orientierung auf Menschen genau eines Geschlechts bezieht. Da Bi/Pan-Identitäten darüber hinaus gehen und sich auf mehr als ein Geschlecht beziehen, werden diese auch als nicht-monosexuell bezeichnet. Da Monosexualität die Norm ist, sind davon abweichende Menschen von Diskriminierung betroffen: Monosexismus2.

Misogynie heißt wörtlich „Frauenfeindlichkeit“ und bezeichnet gesellschaftliche Diskriminierung, die sich häufig gegen Frauen richtet und gegen Menschen, die fälschlicherweise als solche eingeordnet werden, sowie generell gegen Weiblichkeit. Somit kann Misogynie letztendlich alle Menschen betreffen3 . Außerdem wirkt Misogynie gegen verschiedene Menschen auf unterschiedliche Art und Weise: Gegen trans Frauen anders als gegen cis Frauen, gegen Schwarze Frauen4 anders als gegen weiße Frauen, und so weiter. Wenn zwei oder mehr Diskriminierungsformen gleichzeitig auftreten, dann sind sie nicht getrennt voneinander, sondern wirken zusammen. Dabei entstehen Effekte, die nicht entstanden wären, wenn nur eine der beiden Diskriminierungen aufgetreten wäre. Dieses Konzept nennt sich Intersektionalität und der Begriff wurde von Kimberlé Crenshaw in Bezug auf Schwarze Frauen geprägt. Wenn nun Bi/Pan-Feindlichkeit zusammenwirken, dann hat dies ebenfalls spezielle Formen und Effekte.

Ich schreibe hier aus meiner Perspektive als weiße bisexuelle cis Frau, versuche aber auch andere Perspektiven zu erwähnen, zu zitieren, und zu verlinken.

Stereotype und Nicht-Ernstnehmen

Es gibt in der Gesellschaft Vorurteile, die sowohl bi/pan-feindlich als auch misogyn wirken, und Mehrfachdiskriminierte somit doppelt treffen können. Beispielsweise werden Bi/Pan Menschen häufig als verwirrt und unentschlossen dargestellt („Du kannst dich doch nur nicht entscheiden!“), als instabil („Das ist doch nur eine Phase!“), oder als nicht zuverlässig („Du gehst bestimmt fremd!“). Ähnliche Stereotype werden auch gegen Misogynie-Betroffene verwendet, zum Beispiel um ihnen die Glaubwürdigkeit zu entziehen.

Anhand dieser Vorurteile wird dann die Entscheidung von Bi/Pan Menschen angezweifelt („Du experimentierst doch nur“)  oder gar komplett außer acht gelassen („Du bist doch in Wirklichkeit aber [hetero-/homosexuell]“). Dies passiert nicht nur Misogynie-Betroffenen. Allerdings ist es denkbar, dass Misogynie-Betroffene besonders angreifbar sind, da ihnen auch in anderen Zusammenhängen häufig die Glaubwürdigkeit abgesprochen wird.

Außerdem gibt es das Vorurteil, alle Frauen seien in Wirklichkeit bisexuell. Es existieren sogar Studien, um dies zu belegen, meist basierend auf körperlichen Reaktionen auf Darstellungen stereotyp „männlicher“ und „weiblicher“ Körper, die bei Testpersonen gemessen wurden. Dieses Vorurteil spricht allen Frauen ab, eine eigene Einschätzung ihrer sexuellen Orientierung haben zu können, und impliziert stattdessen, jede Frau wäre sexuell „kompatibel“ und somit „verfügbar“5. Gleichzeitig trägt es subtil zur Unsichtbarmachung von Bisexualität bei – wenn Bisexualität überall wäre, warum müsste es dann noch als eigene Identität ein Thema sein?

In der Popkultur gibt es den Vorwurf, bekannte weiblich gelesene Personen würden sich „nur für die Aufmerksamkeit“ als Bi/Pan bezeichnen oder so verhalten. Diese werden dann beispielsweise trotz Outing als heterosexuell oder lesbisch bezeichnet, in ihrer Selbst-Identifikation also nicht ernst genommen6.

Ein anderer bekannter Popkultur-Stereotyp in Filmen ist die „Bi Femme Fatale“, die Frau, die nicht nur mit Menschen verschiedener Geschlechter sexuelle Kontakte hat, sondern bei der generell unklar ist, auf welcher Seite sie steht. Ihre dargestellte Bisexualität wird als Metapher für etwas Gefährliches, Rätselhaftes verwendet, anstatt für sich allein stehen zu dürfen7.

Sexuelle Objektifizierung, Belästigung, und Gewalt

Menschen, die von bi/pan-feindlicher Misogynie betroffen sind, werden häufig sexualisiert und objektifiziert, das heißt, es stehen nicht ihre Bedürfnisse als Person im Vordergrund, sondern sie werden als „Mittel“ gesehen, um die Bedürfnisse anderer Leute zu befriedigen. In einer patriarchalen Gesellschaft richten sich daher Darstellungen von weiblicher Bi/Pansexualität häufig an den vorgestellten männlichen Zuschauer, den sogenannten „Male Gaze“.

Bei einer Web-Suche nach bisexuellen bekannten Persönlichkeiten stößt man somit vor allem auf „Hot Bi Babes“ (Englisch): Die Darstellungen sind so gut wie immer sexualisiert und zielen darauf ab, einem angenommenen cis-hetero-männlichen Zuschauer zu gefallen. Die Abgebildeten werden nicht als eigenständig sexuell aktive Personen gezeigt, die sich zur eigenen Freude ausleben. Stattdessen implizieren die Texte teils sogar, die Frauen „experimentieren“ und seien somit „in Wirklichkeit hetero“. Diese Bilder werden in pornographischen Darstellungen im Mainstream verfestigt.

Speziell bei trans Frauen gibt es die transmisogyne Vorstellung, dass sie „beides“ seien, also sowohl männlich als auch weiblich, und somit wird ihnen eine „natürliche“ Bisexualität zugeschrieben8. Speziell bei Frauen, die von Rassismus betroffen sind, findet häufig eine Hypersexualisierung und gleichzeitig eine Exotisierung statt9.

Die sexuelle Objektifizierung von insbesondere weiblichen Bi/Pan Menschen setzt sich in den Köpfen und in der Kultur fest. In diesem Zusammenhang kommt es häufig zu sexueller Belästigung. Beispielsweise outet sich eine Frau als bisexuell, und bekommt sofort einen objektifizierenden Kommentar („Geil! Kann ich zuschauen?“) oder eine sexuelle Einladung („Darf ich mitmachen?“). Oder es wird nur aufgrund einer Bi/Pan Identität davon ausgegangen, dass sie zu besonders unkonventionellen sexuellen Praktiken bereit ist, selbst wenn sie explizit das Gegenteil sagt10. Ebenfalls kann es passieren, dass sie subtil oder offen dazu gedrängt wird, Dinge auszuprobieren oder bei Handlungen mitzumachen, zu denen sie vielleicht selbst gar keine Lust hätte.

Diese sexuelle Belästigung wirkt häufig auch beispielsweise gegen lesbische Frauen oder heterosexuelle Frauen. Misogynie, die von Bi/Pan-feindlichen Vorurteilen gefärbt ist, betrifft somit auch andere Menschen. Ohne definieren zu wollen, wer jetzt „mehr“ betroffen ist, bleibt auf jeden Fall festzuhalten, dass sexuelle Belästigung zu häufig vorkommt und gestoppt werden muss.

Die Schuld an sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt tragen in jedem Fall die Gewalt ausübenden Personen, nicht die Betroffenen. Leider geben manche stattdessen den Betroffenen die Schuld, betreiben also „Victim Blaming“. Manche glauben, Menschen „fordern es ja heraus“, indem sie Bi/Pan sind bzw. sich als solche outen. Auch hier spielen wieder misogyne bi/pan-feindliche Stereotype eine Rolle: Nicht ernstzunehmen, (psychisch) instabil, promisk.

Nun gibt es allerdings auch Bi/Pan Menschen, die tatsächlich viele Sexualpartner*innen haben, die sich nicht sicher sind und deswegen ausprobieren wollen, die vielleicht gar ihren männlichen Partner dabei zuschauen lassen. Diese Verhaltensweisen per se abzuwerten, unabhängig davon ob sie mit dem Einverständnis aller Beteiligten geschehen und ob sie für irgendwen negative Auswirkungen haben, kann man als eine Form des „Slut Shaming“ sehen. In diesem Zusammenhang werden Misogynie-Betroffene häufig in ein zweigeteiltes Schema eingeordnet: Sie sind entweder „Heilige“ oder „Hure“, also entweder eine vorbildliche, perfekte, und politisch immer korrekte Bi/Pansexuelle, oder sie sind es nicht und werden dafür abgewertet. Dies kann so weit gehen, dass ihnen die Schuld für Bi/Pan-feindliche misogyne Belästigung und Gewalt gegeben wird, weil sie das patriarchale Bild „verstärken“. Tatsächlich sind aber Belästigung und Gewalt immer Schuld derer, die sie ausüben. Menschen, die davon betroffen sind, oder deren konsensuelle Praktiken nicht in ein perfektes Bild passen, haben Misogynie nicht erfunden, sondern sind ebenso potentiell von ihr betroffen.

Gewalt in Beziehungen und Auswirkungen

Sexuelle Objektifizierung, Belästigung, und Gewalt wirkt nicht nur in der Gesamtgesellschaft, sondern auch in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Statistisch gesehen sind bisexuelle Frauen häufiger schon einmal in ihrem Leben von Gewalt in der Partnerschaft betroffen11. Häufig wird diese Gewalt durch Männer ausgeübt und man könnte sagen, es ist für Bi/Pan Menschen statistisch gesehen ein Risikofaktor, wenn sie auch Beziehungen mit Männern führen. Trotzdem ist auch hier noch einmal wichtig, sich vor Augen zu führen, dass die Gewalt die Schuld der ausübenden Person ist und nicht die der Partnerwahl der betroffenen Person. Dennoch steht diese Tatsache im Kontrast dazu, dass häufig gesagt wird, Bi/Pan Menschen haben „Hetero-Privilegien“.

Neben physischer Gewalt kann auch psychische Gewalt in Beziehungen vorkommen, und diese kann sich speziell auf Bi/Pan beziehen: Wenn eine Partnerperson die andere kontrollieren will, weil sie sonst betrügen könnte, kann dies Teil eines Musters von psychischer Gewalt sein. Genauso kann das Absprechen der Zugehörigkeit zu einer LGBT- oder queeren Community im Zusammenhang damit stehen, und eine kontrollierende und psychische Gewalt ausübende Person kann einfordern, dass ihre Partnerperson sich nicht mehr als Bi/Pan, sondern als heterosexuell oder lesbisch identifizieren soll. Dies kann soweit gehen, dass von einer Bi/Pan Person verlangt wird, die eigene Geschichte geheim zu halten, beispielsweise bei einer pansexuellen Frau die Existenz eines männlichen Ex-Partners12.

Die erlebte Diskriminierung und Gewalt führt bei Betroffenen zu schlechterer psychischer Gesundheit als bei Hetero- oder Homosexuellen. Beispielsweise gibt es Statistiken, die belegen, dass Bisexuelle häufiger von Depressionen und Angststörungen betroffen sind13.

Wie helfen?

Betroffene von Diskriminierung und Gewalt könnten Hilfe gebrauchen, aber stoßen häufig auf Hindernisse. Beispielsweise bekommen Bi/Pan Menschen möglicherweise weniger Hilfe von ihrem Umfeld, etwa von Freund*innen und Familie, als Heterosexuelle, und das Thema Coming-Out könnte eine Barriere sein14. Hilfsangebote speziell für LGBT oder queere Menschen sind möglicherweise nicht Bi/Pan-inklusiv und es kann gar sein, dass eine betroffene Person dort keine Unterstützung erfährt, sondern noch mehr Diskriminierung.

Um Hilfsangebote Bi/Pan-inklusiv zu gestalten, müssen diese offen sein, nicht nur im Namen (einfach Bisexuell mit aufzählen), sondern es muss auch etwas dahinter stehen. Die Menschen, die dort Hilfe leisten, müssen über Bi/Pan-spezifische Themen aufgeklärt sein und dürfen nicht selbst bi/pan-feindliche Stereotype reproduzieren. Es wäre wichtig, dass Bi/Pan-Feindlichkeit als Diskriminierungsform ernst genommen und nicht toleriert wird.

Ein weiteres wichtiges Thema ist es, Betroffene zu stärken. Sie sollten rückversichert werden, dass ihre Wahrnehmung, ihre Gefühle, und ihre Bedürfnisse in Ordnung sind, dass sie ernst genommen und respektiert werden. Sie sollten als „vollwertig queer“ akzeptiert werden, egal mit wem sie zusammen sind und wie sie aussehen. Bi/Pan Menschen sollten Zugang zu positiven Darstellungen haben, bei denen die Bedürfnisse der Person selbst im Vordergrund stehen.

Im feministischen Aktivismus sollte „Ja heißt Ja“ und „Nein heißt Nein“ auch in Bezug auf Bi/Pan Anwendung finden. „Ja heißt Ja“ meint, dass alle sexuellen Ausdrucksformen, die konsensuell passieren, erst einmal akzeptiert und nach Möglichkeit wertgeschätzt werden. „Nein heißt Nein“ heißt, dass übermäßige Sexualisierung gestoppt und „Rape Culture“ bekämpft werden soll, wie oben im Abschnitt zu sexualisierter Gestalt dargestellt. Es sollten sichere Umfelder für Gewaltbetroffene geschaffen werden, in denen sie das erlebte verarbeiten können und heilen können.

Sich über diese Themen zu informieren, beispielsweise durch Weiterlesen der in den Fußnoten verlinkten Seiten, ist ein wichtiger Schritt. Alles Weitere ist ein Prozess.

Gehen wir es als Community an!

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https://flauschig.org/blog/?feed=rss2&p=140 2
Workshop, 13. Juli, Berlin: Das ist doch nur eine Phase! Diskriminierung gegen Bi und Pan https://flauschig.org/blog/?p=122 Mon, 27 Jun 2016 17:27:02 +0000 https://flauschig.org/blog/?p=122 Weiterlesen ]]> Update: Hier sind die Folien: Bi/Pan-Diskriminierung (PDF, 189 KB)
Ich danke allen, die da waren, und auch für das erhaltene Feedback. Ich habe viel gelernt und werde das weiterhin, und ich möchte diesen Workshop noch häufiger halten. Wer mich anfragen will, gern per Mail an Theresa -ät- someserver -punkt- de.

Ich halte am Mittwoch 13. Juli um 19 Uhr in Berlin an der TU (Fraunhoferstr. 33-36, Raum 619 – Infos zu Barrieren u.ä. unten) einen Workshop mit dem Titel:
Das ist doch nur eine Phase! Diskriminierung gegen Bi und Pan.

Ich freue mich, wenn ihr erscheint. 🙂

Hier der Einladungstext:

(Note for English speakers: See below)

In der queeren Community gibt es viele, die sich zu Menschen mehrerer Geschlechter hingezogen fühlen. Einige davon, nicht alle, bezeichnen sich als bisexuell (oft verstanden als Anziehung zu mehr als einem Geschlecht, bzw eigenem und anderen), pansexuell (oft verstanden als Anziehung zu allen Geschlechtern bzw. unabhängig vom Geschlecht) oder bi-/panromantisch.
Diese und andere sind betroffen von einer Diskriminierungsform, über die bisher noch wenig gesprochen wird: Monosexismus, die Vorstellung, „echte“ Anziehung sei nur zu einem Geschlecht möglich, und Leute müssten sich entscheiden – Homo oder Hetero?
Identitäten, die außerhalb dieser Norm liegen, werden unsichtbar gemacht, gelten als „Phase“, werden nicht akzeptiert. Menschen werden als „in Wirklichkeit“ hetero oder homo eingeteilt, auch basierend auf dem Geschlecht der_des aktuellen Partner_in_nen, gern kombiniert mit der cissexistischen Vorstellung, das (binär gedachte) Geschlecht einer Person sei am Aussehen festzumachen. Es gibt Stereotype, Slut Shaming („von Natur aus untreu“), Überschneidung mit weiteren Diskriminierungen wie Sexismus, Ableismus, Rassismus. Derartige Diskriminierung tritt in der Mehrheitsgesellschaft auf, aber leider auch in queeren Kreisen, und sie hat reale Auswirkungen, z.B. auf die psychische Gesundheit der Betroffenen.

In diesem Workshop stellt Theresa Enghardt (bisexuell, cis Frau, weiß) verschiedene Aspekte dieser Diskriminierung vor und möchte mit euch diskutieren, wie wir damit umgehen wollen.

Der Workshop ist kostenlos. Getränke können mitgebracht oder zum Selbstkostenpreis erworben werden.

Der Raum ist im FH-Gebäude, das zur TU Berlin gehört. Den Eingang findet ihr in der Fraunhoferstraße 33-36 (hinter der SB-Tankstelle). Am Eingang sitzt ein*e Pförtner*in – nicht erschrecken, die sind meist freundlich und grüßen Menschen. 🙂
Nehmt dann den Fahrstuhl hoch zum 6. Stock. Der Raum FH 619 befindet sich ganz hinten rechts.
Das Gebäude ist mit dem Rollstuhl zugänglich und es gibt auch rollstuhlgerechte Toiletten (im 3. Stock).

Der Workshop findet auf Deutsch statt, aber die Folien werden auch auf Englisch übersetzt und mitgebracht. Wer eine Flüsterübersetzung braucht oder anbieten kann, möge sich bitte melden.

— Notes in English about language —

The workshop is going to be in German, sorry.
The slides will be also translated to English and printed on paper, and if you need a whisper translation, please write a message. In the discussion you can participate in English.
I may repeat the workshop fully in English at some point, too.

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30c3 – Kein Motto, viele Filterblasen https://flauschig.org/blog/?p=77 Sun, 05 Jan 2014 21:41:25 +0000 https://flauschig.org/blog/?p=77 Weiterlesen ]]> Wie auch im Vorjahr nahm ich Ende 2013 am Chaos Communication Congress teil, der diesmal als 30c31 sein dreißigstes Jubiläum feierte.

Anders als im Vorjahr gab es diesmal kein Awareness-Team, von dem ich im 29c3-Artikel berichtet hatte2. Dazu fand, soweit ich es mitbekommen habe, keine größere Debatte statt – es hat eben niemand eins organisiert. Ob das beim nächsten Congress anders wird, bleibt abzuwarten, aber darum soll es an dieser Stelle nicht gehen.

Den 30c3 ausgemacht haben für mich vor allem folgende Punkte:

  • Engel – Der Congress lebt davon, dass Freiwillige mithelfen und anpacken. Nachdem die Veranstaltung stark gewachsen ist und wohl etwa 8500 Besucher*innen hatte, vergrößerte sich glücklicherweise auch die Zahl der Engel: Es waren wohl über 1000, also etwa ein Achtel der Anwesenden; viele davon Neulinge, wie auf den Engel-Meetings deutlich wurde. Matecalypse an der Bar, und 1000 Nerds probierten zum ersten Mal Flora Power. Lightning Talks, bei denen ich spontan vorne auf der Bühne neben Nick Farr sitzen und die Zeit nehmen durfe. Sympathische Gespräche und gehackte Portale am Ausgang des CCH. Diesen Blickwinkel auf den Congress möchte ich nicht mehr missen.
  • Assemblys – Selbstorganisierte Ansammlungen von Menschen und ihren Projekten, für die noch mehr Platz vorhanden war als im Vorjahr. Ansässig war ich beim „TabVillage && Katzennetzwerkende“, neu waren die QueerFeministGeeks, bei denen ich gern vorbeischaute, dann natürlich La Quadrature du Net mit Teegarten und Massage, und die netten Menschen und tollen Projekte beim Noisy Square… und viele weitere!
  • Filterblasen – Es lief so vieles parallel, dass das Publikum stark davon abhing, auf welchem Teil des Congress man sich gerade aufhielt. Unter Freund*innen, an befreundeten Assemblys und in den feministischen Workshops fühlte ich mich dauerhaft wohl. Verließ ich diese Filterblase, waren die Erfahrungen unterschiedlich, von nett und freundlich bis hin zu anstrengend und frustrierend. Diese Erfahrungen spiegeln sich auch ein bisschen im weiteren Text, bei der Beschreibung der Workshops, wieder.
  • Workshops – Ich war dieses Jahr in noch weniger Talks als auf dem 29c3. Die wichtigsten „fachlichen“ Dinge liefen für mich in kleinerem Rahmen, zum Beispiel in Workshops und in Diskussionen mit Menschen, die ich dort getroffen hatte.

Einige der für mich wichtigsten Workshops und ähnliche Veranstaltungen waren (in chronologischer Reihenfolge):

  • Queer Geeks Gathering – Leider parallel zur Keynote, dennoch ein mit grob geschätzt 60-80 Leuten gut gefüllter Raum. Es gab eine kurze Vorstellungsrunde und dann eine Aufteilung in mehrere kleinere Gruppen, die zu bestimmten Themen diskutierten. In meiner ging es um Erfahrungen auf dem Congress, wobei auch Diskussionen über Policies und Creeperkarten nicht ausblieben und stellenweise ziemlich hitzig wurde. Fühlte sich allerdings insgesamt noch produktiv an, kein sinnloses Wir-schlagen-uns-die-Köpfe-ein. Sehr gut, dass das Treffen diesmal an Tag 1 war, so konnte man einige interessante Leute schon zu Anfang treffen.
  • How to get the Hacker Ethic out there? – Es ging darum, ein Netzwerk aus Menschen aufzubauen, die ein Interesse an Didaktik haben und Wege suchen, Nicht-Nerds einen ethischen Weg des Umgangs mit Technik beizubringen. „Hacker-Ethik“ wurde hier kaum inhaltlich diskutiert, sondern es wurde versucht, sich auf die organisatorisch-pragmatische Ebene zu konzentrieren. Ich mag diesen Ansatz und denke, im zeitlichen Rahmen von einer Stunde ist es sinnvoller, die Leute erst einmal zu vernetzen, anstatt zu versuchen, unter 30 Fremden einen Konsens zu suchen, was „die Hacker-Ethik“, die man vermittelt, ist/sein sollte, um danach wieder auseinanderzugehen. Mir wurde wieder mal klar, dass die Moderation dafür hart durchgreifen muss, weil einige Nerds dazu tendieren, ewig off-topic abzuschweifen…
  • Intersectional Feminist Queer Geek Roundtable and Discussion – In gewisser Weise eine Folgeveranstaltung zu den Queer Geeks an Tag 1, diesmal allerdings mit klarem Fokus: Es ging um Projekte, vor allem Nerd-Veranstaltungen und Räume, die sich an feministisch orientierte Menschen richten. „Ideology-based, not identity-based“, also offen für alle Menschen, die ein gewisses Set an Einstellungen und politischen Positionen teilen. Es wurden unter anderem feministische Hackerspaces vorgestellt, von denen in letzter Zeit wohl in den USA viele gegründet werden, etwa der Seattle Attic, der Double Union (San Francisco) und der Flux (Portland). Es wurden Gründe genannt, warum sich einige Menschen in der Community in existierenden Hackerspaces nicht wohl fühlen, und deswegen neue Räume gründen. Auch von feministischen Cryptopartys, die in Wien und Paris organisiert wurden, war die Rede, ebenso von Programierlerninitiativen wie der Open Tech School, die sogar einen Ableger in Berlin hat. Die anderen genannten Initiativen haben, soweit mir bekannt, bisher kein Berliner Äquivalent, aber wer weiß, vielleicht ändert sich das ja in naher Zukunft…?
  • HowTo Host a Cryptoparty – Kurze Vorträge darüber, wie die Leute ihre Cryptoparties organisieren, was funktioniert, was nicht funktioniert… Der riesige Workshopraum war brechend voll, und die Ergebnisse sind in einem Pad gut dokumentiert. Allerdings konnte ich hier nicht allzu viel beitragen, und die allgemeine Erschöpfung nach einem Talk voller Workshops sowie die Ernüchterung, plötzlich wieder in einer Umgebung zu sein, in der von Frauen nur als „Der typische Dümmste Anzunehmende User“ die Rede war, brachten mich dazu, vorzeitig rauszugehen. Ziemlich anstrengend, sich auf den Inhalt zu konzentrieren, wenn ich gleichzeitig permanent mit dem Bauchgrummeln wegen blöder Stereotype zu kämpfen habe…
  • Haecksen Breakfast – Dieses Mal leider ohne große Werbung, demzufolge leider mit eher geringer Beteiligung, gab es wieder ein Frühstück für Menschen mit Attribut „whatever you define as female“, oder so ähnlich. Ich finde es immer wieder schön, einige Stunden in einem derartigen Umfeld zu verbringen, auch wenn ich nicht bis zum Schluss bleiben konnte und die interessanten Themen wohl erst nach meinem Gehen aufkamen.

Ein sehr gelungener Congress, wie ich finde. Nicht alles rosig, aber viele positive Impulse.

Genug Motivation, um alles beim nächsten Mal noch viel toller werden zu lassen…

  1. Offizielle Website
  2. Nachzulesen hier
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